Dankbarkeit – warum überhaupt?

Im Alter von 13 Jahren hatten wir die typischen Sorgen eines Teenagers. Eigentlich waren wir mit nichts zufrieden. Die Haare zu störrisch, die Figur nicht optimal, die Schule war langweilig … Gründe gab es viele. Gründe mit etwas zufrieden zu sein kaum.
Ich weiß noch nicht einmal, ob wir das Wort “Dankbarkeit” kannten. In den Mund genommen haben wir es jedenfalls nie. Wir hätten gar nicht gewusst, wofür wir dankbar sein sollten.

Baum

Bis zu dem Tag X. Eine Klassenkameradin – nennen wir sie mal S. – kam nicht zur Schule. Soweit nichts ungewöhnliches.
Unser Leben hatte so eine Selbstverständlichkeit, wir machten uns keine großartigen Gedanken, dass etwas anderes als eine Grippe dahinter stecken könnte.
S. kam aber weder am nächsten Tag, noch in der nächsten Woche wieder. Sie blieb viele Monate weg.

Als sie wieder kam, sah sie aus wie die KZ-Häftlinge, die wir aus Dokumentationen kannten; Kahlköpfig, bis auf die Knochen abgemagert und ausgezehrt.
Sie hatte inzwischen 16 Operationen und Klinikaufenthalte in 2 Ländern hinter sich – alles nur, um das von Krebs zerfressene Bein zu retten.
Sie erzählte von neuen Freundschaften, in die sich der Tod einmischte. Sie erzählte von vielen Nächten, in denen man davon ausging, dass sie die letzten wären, von Schmerzen, Angst und auch Hoffnung.
Sie erzählte von ihrem besten Freund der einen Hirntumor überlebte aber seine Mutter an den Krebs abgeben musste.

Der Krebs konnte zwar bekämpft werden aber sie zahlte einen hohen Preis: Sie sollte Ihr Bein nie wieder beugen können. Eine offene Stelle am Bein blieb. Daher blieben ihr viele Dinge versagt; Schwimmen, Reiten, sogar Sonnenbaden – alles war verboten. Die Gefahr einer Infektion war zu groß.
Alles was für uns selbstverständlich schien war es auf einmal nicht mehr. Unsere Sorgen, ja auch unsere Unzufriedenheit schienen auf einmal so belanglos.
Da sie wegen der offenen Stelle noch viele Medikamente nehmen musste stand sie nach ganzen 10 Jahren des Kämpfens vor der Entscheidung, entweder das Bein abnehmen zu lassen oder an Nierenversagen zu sterben.
Sie war gerade dabei, Ihr Abitur nachzumachen.

Dieses Erlebnis hat mir eines gezeigt: Nichts ist selbstverständlich;
Nicht die Tatsache, dass wir morgens aufstehen
Noch die Tatsache, dass wir arbeiten gehen können.
Auch Familie und Freunde sind genauso wenig selbstverständlich wie Gesundheit.
Schon gar nicht die Tatsache, dass wir Leben.

Leider neigt man auch dazu, die Fülle im Leben gar nicht wahrzunehmen.
Dabei ist es so wichtig, sich nicht an den Dingen aufzuhängen die momentan nicht änderbar sind, sondern sich auf die positiven Aspekte im Leben zu konzentrieren und das Beste aus dem zu machen was man Leben nennt….
Wir haben jeden Tag die Wahl, froh und dankbar für das zu sein was wir haben oder unglücklich darüber zu sein, was wir nicht haben.

Übrigens: S. Lebensmotto die ganzen 10 Jahre lautete “Immer positiv bleiben”. Sie, die allen Grund gehabt hätte zu jammern und zu klagen war dankbar, dass sie leben durfte.
Ich bewundere sie heute noch.

Inspiriert zu diesem Post hat mich übrigens nicht nur S. sondern auch Mara‘s Blogparade zum Thema Dankbarkeit.

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5 Gedanken zu “Dankbarkeit – warum überhaupt?

  1. Hallo Silke! Ich habe Deinen Dankbarkeits-Artikel bei Mara entdeckt und mich sehr gefreut ihn zu lesen. Vielleicht hast Du Lust auch an meiner Blogparade teilzunehmen? http://www.verenalinhart.com/?page_id=571 Hier geht es darum Worauf Du stolz bist. Welche Milestones hast Du gemeistert, wie geht’s Dir mit dem Thema Stolz? Wann hast Du Dir selbst das letzte Mal auf die Schulter geklopft und gesagt: Das hast Du gut gemacht?
    Ich freu’ mich, wenn ich zu diesem Thema etwas von Dir lesen darf!
    Herzliche Grüße, Verena Linhart

  2. Pingback: Zusammenfassung der Dankbarkeit Blog Parade - Mara Stix

  3. Pingback: An Tagen wie diesen… | live an easy life

  4. “Im normalen Leben wird einem oft gar nicht bewu?t, da? der Mensch uberhaupt unendlich mehr viel mehr empfangt, als er gibt, und da? Dankbarkeit das Leben erst reich macht.” – -

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